Die Mystik des Herbst- und Winterhimmels

Es gibt viele gute Gründe sich mit den Schönheiten des Nachthimmels auseinander zu

setzen.

Wenn man dies in Spätsommer oder frühen Herbst tut, so sind die Sternbilder Pegasus,

Andromeda, Kassiopeia, Perseus und Cepheus die dominierenden Stars der Saison.

Dazu gesellt sich noch südlich das wenig auffällige Sternbild Cetus.

Schon ein flüchtiger Blick bringt uns zum Staunen. Es ist später Sommer, früher Herbst

und die Milchstraße, die durch den Schwan bis hin zum Schützen zieht, zieht sich

langsam vom Nachthimmel zurück und ist dabei unterzugehen.

Die Herbst Milchstraße ist weit weniger auGällig wie die Sommer Milchstraße. Dennoch

sind es einige der ganz großartigen Sternbilder, die in dieser astronomisch, Herbst-

Region zu finden sind.

Bei meinem letzten Vortrag haben wir uns mit den Sternbildern des Tierkreises, des

Zodiac, beschäftigt. Damals haben wir schon gesehen, wie der Blick zum

Sternenhimmel die menschliche Fantasie zu mythologischen Geschichten und

fantastischen Interpretationen angeregt haben.

Auf eine sehr besondere Weise ist es der Herbst Himmel, der von der griechischen

Mythologie und deren Helden gestaltet ist.

Der Schlüssel zum Verständnis der Geschichten und Sagen ist das Sternbild Perseus!

Das Sternbild Perseus geht in diesen Wochen im Nord Osten auf und liegt inmitten der

herbstlichen Milchstraße. Es ist ein besonders helles, ja strahlendes Sternbild und nicht

zuletzt deshalb wird auch vom „strahlenden Held Perseus“ gesprochen. Dieses

Sternbild ist ein markantes Sternbild des nördlichen Himmels und hat sowohl eine tiefe

mythologische, als auch eine besondere astronomische Bedeutung, die es zu einem

faszinierenden Objekt einerseits in der Mystik und anderseits in der Astronomie

machen.

Also treten wir in die griechische Sagenwelt ein.

Dem König von Argos wird geweissagt, dass ihm der Sohn seiner Tochter Danae einst

zum Verhängnis werden würde. Deshalb schließt er Danae zusammen mit ihrer Amme in

den Kellern des Palastes ein und lässt sie von den blutrünstigen Hunden bewachen.

Zeus, erotischen Abenteuern nie abgeneigt, lässt sich in Form eines Goldregens in den

Kerker fallen und schwängert als Goldregen die Schlafende. Nach 9 Monaten wird ein

Bub geboren, der Perseus genannt wird. Er wird einer der größten Helden der

griechischen Mythologie werden. Das Geschlecht, das er begründet, also seine

Nachkommen, werden dann als Perseiden bezeichnet.

Da der erste Versuch dem Schicksal des Kellergefängnisses zu entkommen misslingt.

Um Danae und Perseus loszuwerden, sperrt der König von Argos die Danae in eine

Holzkiste ein und setzt sie auf oGener See aus.Es ist Poseidon, der Gott der Meere verhindert, dass beide umkommen. Er lässt sie

sicher an einer unbekannten Küste stranden,

Als Danae und Perseus auf einer Kykladeninsel an Land gespült werden, nimmt König

Polydectes sie auf. Polydectes fürchtet sich jedoch vor den als starken Helden

heranwachsenden Perseus und stellt dem daher die Aufgabe ihm in den Kopf der

Medusa zu bringen.

Wer ist Medusa?

Medusa ist eine der drei Gorgonen. Die drei Schwestern Stheno, Euryale und Medusa

sind geflügelt, sie sind Schreckensgestalten und abgrundhässlich. Stehno, die Älteste

ist so wie Euryale unsterblich. Die Hände der Stehno sind aus Messing mit

messerscharfen, tödlichen Krallen, sie hat scharfe Reißzähne im Mund und ihr Haar

besteht aus lebendigen giftigen Schlangen. Sie ist die Allerschlimmste. Jeder der Stheno

und Euryale mit ihren Schlangenhaaren erblickt erstarrt sofort zu Stein.

Medusa, die einzige sterbliche der drei Schwestern, war einst die einzige Hübsche von

den dreien. Das erregte die Aufmerksamkeit von Poseidon. Griechische Götter sind

keine Heiligen. Prompt wurde sie von Poseidon geschwängert, manche Geschichten

erzählen, vergewaltigt.

Diese Gewalttat geschah im Tempel der Athena. Athena, eine Tochter von Zeus, ist die

Göttin der Städte, der Weisheit, des Kampfes und der Kriegstaktik, der Strategie. Perfider

weise wurde jedoch nicht der Gewalttäter, sondern die vergewaltigte Frau fürchterlich

bestraft.

Athena wurde ob des Frefels im Tempel so wütend, dass sie die Medusa in die

hässlichste der drei Gorgon verwandelte. Ihr Haupt bestand jetzt ebenso aus einer

Vielzahl von giftigen Schlangen und ihr Anblick war so grausam, so schrecklich, so

schlimm, dass jeder der sie erblickte, schlagartig ebenso wie beim Anblick ihrer

Schwestern in Stein verwandelt worden ist.

Perseus jagt also diese drei Monster. Als er bei den Gorgon ankommt, schlafen sie alle.

Perseus hat ein Problem. Ihre Häupter haben, wie schon erzählt, Schlangen statt Haare

und jeder der sie direkt ansieht erstarrt sofort zu Stein.

Die Göttin Athene gibt ihm göttlichen Schutz und überlässt Perseus ihren Spiegel Schild,

den Aigis. Dieser ist ein sehr spezieller Schild der unzerstörbar. Aber Aigis ist nicht nur

nicht zerstörbar, er kann auch schützen. Aigis kann sogar den alles zerstörenden Blitzen

des Zeus standhalten.

Kein Sterblicher hat ihn je berührt. Kein Sterblicher hat ihn je geführt.

Mit Hilfe des Spiegelschildes nähert er sich Medusa. Um sie nicht anblicken zu müssen,

schaut er auf das Spiegelbild, in das der Schild der Göttin ihn schauen lässt. So

vermeidet er klug zu Stein zu erstarren.Die Grainen, Töchter des Ketos und Schwestern der Gorgonen, von Geburt an

grauhaarig, hatten einst Perseus den Aufenthaltsort der Nymphen verraten. Sie sind die

Hüterinnen der Flügelsandalen des Hermes, einer Tarnkappe und eines Schubsacks.

Die Geschichte ist bekannt. Perseus enthauptet die schlafende Medusa und fängt den

Kopf in den Schubsack der Nymphen auf.

Aus der blutenden Wunde der geköpften Medusa schießt warmes Blut in Strömen. Aus

diesem Blut entspringen Pegasus, das geflügelte Ross und ein Riese namens Chrysaor.

Beide gelten als Geschöpfe des Poseidons, der seinerzeit Medusa vergewaltigt hatte.

(Bellerophon, ein weiterer mystischer Held. Bellerophon wird dann einst das geflügelte Pferd Pegasus

zähmen und rauf seinem Rücke in die Schlacht gegen die Chimäre reiten. Die Chimäre, ein

feuerspeiendes Monster, ein Mischwesen, vorne wie ein Löwe, in der Mitte einer Ziege gleich und hinten

wie eine Schlange. Bellerophon wird die Chimäre mit Hilfe des Pegasus töten.

Dieses Mischwesen hat Ähnlichkeiten mit Werwölfen, Zentauren oder von Sphinx).

Mithilfe einer Tarnkappe und von den Flugsandalen des Götterboten Hermes flieht

Perseus und wird von Winden und Regenwolken über viele Gegenden geschleudert.

Schlussendlich setzt er sich im Reich des König Atlas nieder, wo er um Obdach bittet.

Atlas fürchtet sich ebenso wie seinerzeit Polydectes vor Perseus. Er hat nämlich Angst

um seine Besitztümer und seine Herrschaft. Er stößt den Helden rüde fort.

Das wiederum erzürnt Perseus so sehr, dass er Atlas das Haupt der Medusa hinhält.

Beim Anblick des Medusenhaupts erstarrt Atlas sofort zu Stein. Noch heute bildet

dieses Gestein das Atlas Gebirge in Marokko.

Perseus ist wieder unterwegs. Auf seinem Rückweg sieht Perseus an Äthiopien Küste

eine schöne junge Frau, die an einem Felsen gekettet ist. Sie erscheint totenblass. Sie

ist ja auch todgeweiht. Regungslos harrt sie ihres Endes. Perseus glaubt zunächst sie sei

aus Stein gehauen. Schließlich allerdings sieht er aber ihr Haar im Wind wehen und eine

Träne fließt aus dem Auge über ihre schönen Wangen.

Was war passiert?

Andromeda sollte geopfert werden, weil ihre Mutter Cassiopeia damit geprahlt hat sie

sei viel schöner als die Nereiden, die schönen Meeresnymphen und Töchter des

Poseidons. Das erzürnte Poseidon so sehr, dass Stürme die Küsten Westafrikas

verwüsteten.

Also musste eine Lösung gefunden werden.

Ein Orakel wird befragt. Der Spruch des Orakels lautete. Andromeda müsse dem

Meeresungeheuer Ketos geopfert werden, damit die Küsten nicht weiter von Poseidons

Zorn terrorisiert werden würden. Da alles Volk derselben Meinung war gibt ihr Vater

Cepheus, der König von Äthiopien nach und lässt sie an den Felsen ketten, um sie dem

Ketos als Blutopfer anzubieten.Aber gut, dass es den strahlenden Helden Perseus gibt und der ist auch zur Stelle.

Als das Ungeheuer sich Andromeda nähert, um sie zu verschlingen und den Eltern

wehklagen, beeilt sich Perseus sie zu retten. Er tötet den Ketos und befreit Andromeda

von ihren Ketten.

Als Lohn für seine Heldentat wird ihm Andromeda als Ehegattin versprochen. Perseus

bekommt nicht nur sie als Gemahlin, ja auch das ganze Königreich Äthiopien kommt als

Morgengabe dazu.

Ketos ist heute Cetus, ein Sternbild südwestlich von Andromeda. Am Himmel reckt sich

das Sternbild Cetus bedrohlich gegen Andromeda.

Perseus rettet also die Schöne, schenkt ihr so das Leben und heiratet Andromeda.

Die Hochzeit ist von einem tragischen Vorfall überschattet. Der Onkel von Andromeda,

dem sie bereits als Braut versprochen war, macht seine Ansprüche geltend und überfällt

mit einer Überzahl an BewaGneten die Hochzeitsgesellschaft.

Es kommt zum harten Kampf. Als Perseus, mit seinen Freunden in der Minderzahl, zu

unterliegen droht, zieht er das Medusenhaupt aus dem Mantelsack. Zuvor warnte er

noch alle Anwesenden, dass jeder der jetzt noch sein Freund sei, sich das Haupt

verhüllen sollte. So geschah es auch. Die Freunde überlebten, alle anderen erstarrten zu

Stein.

Welche Bedeutung hat diese Geschichte bis heute?

Der Sieg von Perseus über die Medusa steht für den Triumph des Geistes über das

Dunkle und das Bedrohliche.

Zum Heldentum sei bemerkt, die Verbindung zu Andromeda deutet auf die Rettung und

den Schutz anderer hin und ist ein Motiv des selbstlosen Dienstes.

Die Kämpfe und die Siege des Perseus zeigen, dass Herausforderungen mit Mut und

göttlicher Fügung überwunden werden können. Dadurch ist das Sternbild Perseus nicht

nur ein astronomisches Highlight, sondern auch ein Fenster zu den uralten

Geschichten, voller Schattenbilder und symbolischer Deutungen, die die Menschen seit

Jahrtausenden mit Ehrfurcht auf den Himmel schauen ließen.

Noch einige Worte zu den Sternbildern rings und das Sternbild Perseus.

Cassiopeia.

Ist eine mythologische Figur Cassiopeia war also die eitle Königin von Äthiopien und die

Mutter von Andromeda. Ihre Prahlerei, dass Andromeda schöner als die Nereiden, die

Töchter des Poseidon sei, bewirkte, dass sie hart bestraft wurde.Zur Strafe wurde sie in den Himmel verbannt und muss dort für immer in einer

unbequemen Position rotieren.

In der mythologischen Bedeutung steht Cassiopeia für Eitelkeit aber auch für den Preis

den Stolz und Überheblichkeit mit sich bringen können ihre Geschichte mahnt zur

Demut.

Cepheus.

Ebenfalls von mythologischer Herkunft war König von Äthiopien Vater der Andromeda

und Ehemann der Cassiopeia obwohl er in der Mythologie eine eher passive Rolle spielt

unterstützt er die Entscheidung seine Tochter zu opfern um sein Königreich zu retten.

Das Sternbild hat die Form eines Hauses oder die einer Krone und ist weniger auGällig

als die anderen drei Sternbildern. Die mystische Bedeutung ist die Repräsentation von

königlicher Verantwortung und Führung und erinnert an die Herausforderungen, die

damit verbunden sind.

Zu Pegasus und Cetus und deren Sternbildern ist nicht viel mehr noch zu sagen.

Soweit die Mythologie des Herbsthimmels.

Fehlt uns noch das prägendste Sternbild des Winterhimmels, der Orion.

Orion hat seine eigene Geschichte.

Als riesiger und starker Jäger lebte er in Böotien und Kreta. Bei der Jagd wurde von

seinen Jagdhunden Sirius und Procyon begleitet, die auch am Himmel sein Sternbild

umgeben.

Die Angaben über seine Herkunft sind widersprüchlich. Mal ist er der Sohn des Poseidon

und der sterblichen Euryale (keine der 3 Gorgonen!), manchmal hat er gleich drei Väter.

Nämlich Poseidon, Zeus, Hermes bzw. Ares.

Alle drei Götter sollen auf eine Stierhaut uriniert haben und so Orion gezeugt haben.

Von Zeus hatte eine Vorliebe für erotische Abenteuer und Poseidon vererbt ihm die

Fähigkeit über Wasser zu gehen. Er ist der mächtigste Jäger der griechischen Geschichte

und wegen seiner Abstammung von den Göttern begünstigt.

Orion ist wegen seiner überragenden Schönheit bei Göttern und Menschen sehr beliebt.

Wegen seiner Jagdtätigkeiten allerdings auch gefürchtet. Manchmal wird er als Begleiter

von Artemis dargestellt, der Göttin der Jagd, des Waldes, der Jungfräulichkeit, des

Mondes. Sie ist die Hüterin der Frauen und Kinder.Verheiratet ist Orion mit Side. Sie wurde allerdings von Hera, der Gemahlin von Zeus, in

den Tartarus gestoßen. Ihr Vergehen war, dass sie sich zu sehr ihre Schönheit gerühmt

hatte. Wie wir heute schon an Cassiopeia gesehen haben, ist Eitelkeit bei den alten

Griechen ein besonders schweres Vergehen.

In der Legende prahlte Orion damit, dass er jedes Tier der Erde jagen und auch töten

könne. Die Erdgöttin Gaia war darüber dermaßen erzürnt, dass sie einen riesigen

Skorpion sandte, der ihn stechen sollte.

So geschah es auch und Orion starb.

Orion und der Skorpion wurden nach Orions Tod von Zeus im Sternenhimmel verewigt.

Die beiden Sternbilder Orion und Skorpion stehen einander diametral am Himmel

gegenüber. Es ist unmöglich, dass sie sich je wieder begegnen können. Orion ist ein

Wintersternbild. Das Sternbild Skorpion begeistert uns in Sommernächten.

——————–

Damit endet meine Erzählung.

Ich denke, dass es immer wertvoll ist sich mit den mythologischen Geschichten

auseinander zu setzen. Wenn man bei Führungen nur die Sterne und die Sternbilder

erklärt so bleibt die Sache doch etwas trocken. Man vergisst auch sehr rasch.

Lebendig wird es allerdings durch die vielen Erzählungen, die die Menschen über so

viele Jahrhunderte fasziniert haben. Denn der Himmel war für die Menschen der antike

nicht nur ein Ort der Navigation, sondern auch ein spiritueller Raum, voller Bedeutung,

der sie mit dem Göttlichen und der Unendlichkeit verband.