Gerstbachs Himmelsvorschau im November

Am 19. Oktober fand im Planetarium unsere gut besuchte Festveranstaltung zum 100-Jahr-Jubiläum statt. Nach einer launigen Einleitung von Vizepräsident Christian Maurer 
  • erhielten die etwa 80 Mitglieder und Gäste anderer Astrovereine im Vortrag von Elke Pilat-Lohinger (Univ. Wien) einen interessanten Überblick zur internationalen Exoplaneten-Forschung.
  • Anschließend moderierte Doris Vickers eine Panel-Diskussion zur jüngeren Vereinsgeschichte mit Alex Pikhard, Georg Zotti und Gottfried Gerstbach. Letzterer gab auch Einblicke in die Festschrift, die um den Jahreswechsel erscheinen soll. 
  • Im Theaterstück ”Herschel und das unsichtbare Ende des Regenbogens” stellten Prof. Franz Kerschbaum und sein Team dar, wie es bei der Entdeckung der Infrarot-Strahlung gewesen sein könnte. Der lange Applaus zeigte, wie gelungen diese Interpretation war.
  • Danach war beim Buffet eine Stunde Zeit für Gespräche, die von den Teilnehmern intensiv genützt wurde. 
 
Der Komet Tsuchinshan-ATLAS erreichte in Sonnennähe kurzfristig –4 mag, danach am Abendhimmel +5 mag. Viele unserer Mitglieder und Sterngarten-Besucher konnten im Feldstecher einen mehrere Grad langen Schweif beobachten. Siehe das Foto von Peter Reinhard im Anhang. 
 
 
Unsere nächsten Termine   –  Anmeldung bitte am Link oder bei Veranstaltungen
  • Sa 9.11., 19 Uhr im Sterngarten: Exoplaneten und das System 51 Pegasi.. Ein Überblick zum Forschungsthema und ein Feldstecher-Blick zum Pegasus, mit Franz Vrabec und Erika Erber. 
  • Mi 13.11., 19 Uhr: Astro-Stammtisch im Café Raimann, 1120 Schönbrunnerstr. 285. Themen: Rückblick auf den Kometen Tsuchinshan-Atlas und auf die 100-Jahr-Feier, aktuelle Weltraum-Bilder, mit F. Vrabec, B. Dewath und E. Erber
  • Fr 29.11., 19 Uhr, Walfischgasse 12: Jahres-Hauptversammlung. Bericht des 2. Vorsitzenden über das Vereinsjahr 2023/24, Berichte der Arbeitsgruppen, Neuwahl des Vorstands, Anpassung der Statuten.
Zwei weitere Angebote, deren Anmeldung demnächst unter Veranstaltungen möglich ist:
 
Sternbild des Monats: der Pegasus
 
Der Pegasus ist ein großes Sternbild von etwa 30 x 40°, das jetzt im November gegen 20 Uhr hoch im Süden steht. Seine vier hellsten Sterne haben 2. Größe und bilden ein auffälliges Quadrat, das auch Herbstviereck genannt wird. An die nördliche Seite des Quadrats schließt nach Osten die Linie der Andromeda sowie der Hauptstern des Perseus an, welche zusammen den 60° langen Bogen der Fünfsternreihe bilden.
 
In der griechischen Mythologie ist Pegasus ein geflügeltes Pferd, das aus dem Blut der monströsen Medusa entstand. Sie war mit ihrem Schlangenhaar ein so schrecklicher Anblick, dass alle zu Stein wurden, die sie ansahen. Sie wurde vom Helden Perseus mit Blick in einen Spiegel enthauptet und in einen Ledersack gesteckt. Als Perseus unterwegs sah, wie die äthiopische Prinzessin Andromeda dem Meeresungeheuer Cetus geopfert werden sollte, holte er sie aus dem Sack hervor, sodass Cetus erstarrte. 
Pegasus war auch das Pferd des Helden Bellerophon bei seinem Kampf mit der feuerspeienden Chimäre, mit den Amazonen und bei seinem Versuch, auf den Olymp zu gelangen.
 
Am Sternhimmel fliegt das Himmelspferd kopfüber, wobei das Sternquadrat den muskulösen Körper darstellt und der gleichhelle Stern Enif rechts darunter den Kopf des Pferdes (siehe Bild im Anhang). Die linke Quadratseite verläuft fast genau entlang der Linie mit Rektaszension Null und zeigt also über den Zenit hinweg zum Himmelspol, während der Frühlingspunkt in den Fischen genau 15° unterhalb liegt. 
Von den hellsten Sternen sind Beta Pegasi (Scheat) und Gamma (Algenib) veränderlich, Epsilon (Enif) ist ein Dreifachsystem.
 
Für Beobachtungen im Fernrohr ist vor allem der helle Kugelsternhaufen Messier 15 (M15) zu erwähnen, etwa 3° rechts oberhalb von Enif. Wilhelm Herschel fand im Pegasus 1784 bei seinen systematischen Durchmusterungen mehrere Spiralnebel, darunter die Propellergalaxie NGC 7479 und die völlig symmetrische Spirale NGC 7331. Am Nordrand des Sternbilds liegt das 1877 entdeckte Stephans Quintett, eine enge Gruppe von wechselwirkenden Galaxien, was sich bei dreien schon durch verformte Spiralarme zeigt. 1985 entdeckte John Huchra das ”Einsteinkreuz“, das vierfache Bild eines fernen Quasars durch die Gravitation einer Vordergrund-Galaxie. 
 
1995 wurde von Schweizer Astronomen bei 51 Pegasi der erste Exoplanet eines sonnenähnlichen Sterns entdeckt. Der jupiterähnliche Planet braucht nur 4 Tage für einen Umlauf. Der später Helvetios genannte Stern hat möglicherweise noch einen zweiten Planeten und ist 51 Lichtjahre von uns entfernt und Sterngarten-Thema am 9. November. Bei einem anderen Stern HR 8799 gelang 2008 auf Hawaii erstmals die direkte Abbildung eines Exoplaneten.
 
Astronomische Übersicht für November 2024
 
Der Abendhimmel ist nun wieder von drei hellen Planeten geschmückt: tief im Südwesten die Venus, im Süden Saturn und ab 18h auch der strahlende Jupiter im Nordosten. Letzterer hat im Dezember Opposition und ist nun fast die gazte Nacht sichtbar.
  
Frühabends sind die Milchstraßen-Sternbilder von Perseus und Kassiopeia (im Nordosten) über den Schwan in Zenitnähe und den Adler bis fast zum untergehenden Schützen zu sehen. Die Milchstraße zieht sich also quer über den Himmel von Nordost bis Südwest, gefolgt vom Herbstviereck (Pegasus, Kulmination anfangs um 20h) und der Andromeda. Gegen 19 Uhr kommen im Osten bereits die ersten Wintersternbilder Fuhrmann und Stier hoch, um Mitternacht sind fast alle sichtbar.
Der Oriongürtel geht um etwa 21h senkrecht auf (im Untergang steht er parallel zum Horizont).
 
Sonnenbahn und Dämmerung 
 
Im November verkürzt sich der helle Tag von 10 auf 8,7 Stunden. Der Sonnenaufgang in Wien ändert sich von 6:37 auf 7:22 Uhr, der Sonnenuntergang von 16:36 auf 16:03 MEZ. Die Auf- und Untergänge sind im Westen Österreichs je nach geografischer Länge später, in Innsbruck z.B. um 20 Minuten. 
 
Anfangs ist es bereits gegen 18h völlig dunkel, zu Monatsende währt die tiefe Nacht schon 12 Stunden. Die bürgerliche Dämmerung (Sonnentiefe 6°, Lesen im Freien möglich) dauert etwa 33 Minuten, die nautische (-12°, am Meer sind Horizont und helle Sterne sichtbar) weitere 38 Minuten. In der anschließenden astronomischen Dämmerung (Sonne -12 bis -18°) wird der Himmel in Stadtnähe aber kaum mehr dunkler.
 
Der Abendhimmel im November
 
Wenn es zur Monatsmitte um 17:30 MEZ dunkel genug ist, zeigt im Nordwesten die Deichsel des Großen Wagens nach links zum orangefarbigen Arktur (α Bärenhüter) in knapp 10° Höhe. Links oberhalb von Arktur finden wir den mit dem Edelstein Gemma verzierten Halbkreis der Krone und darüber den unscheinbaren Herkules, zu dem die Augen des Drachen herab glühen. Das Sommerdreieck Leier-Schwan-Adler hat sich schon Richtung Südwesten geneigt. Im Südosten steigt die Fünfsternreihe mit den oberen Sternen des Pegasus-Quadrats, der Andromeda und dem Perseus empor, rechts darunter im Wassermann der fahlgelbe Saturn. Während der Große Wagen nun tief im Norden steht, nähert sich das W der Kassiopeia – der winterliche Polweiser – dem Zenit. Für einen Überblick können Sie hier den Herbsthimmel anklicken, oder auf unserer Homepage 22 Uhr Sternzeit
 
Zwei Stunden später kulminiert das mythologische Himmelspferd Pegasus – allerdings segelt es verkehrt über den Himmel. Sein Leib ist das große Quadrat, Hals und Kopf verlaufen von den zwei tieferen Sternen nach rechts. Dort könnten seine Hufe wegen des „himmlischen Feuchtbiotops“ (Wassermann, Fische, Cetus) ohnehin nicht aufsetzen. Unter Pegasus steht Saturn in 35° Höhe, 20° tiefer leuchtet Fomalhaut (α im Südlichen Fisch) – ein weißer Riesenstern mit zwei Begleitern, einer Staubscheibe und dem 2008 entdeckten Exoplaneten Dagon. Im Osten ist inzwischen der strahlende Jupiter emporgestiegen.
 
Die Milchstraße sieht man in Stadtnähe wegen der immer noch zunehmenden Lichtverschmutzung leider kaum mehr. Für sie ist eine Grenzhelligkeit von mindestens 4 mag erforderlich, was z.B. beim Sterngarten im Südwesten Wiens und im Umfeld kleinerer Städte der Fall ist. Mit der Vermeidung unnötiger Lichterflut hat sich in Salzburg vor 4 Jahren Österreichs Amateurtagung ÖTA’19 beschäftigt. 
Der Schütze (galaktisches Zentrum) ist zwar schon untergegangen, die Schildwolke darüber ist aber noch bis 19h sichtbar. In jedem Fall kann man von dort aus mit einem Feldstecher der Sternenfülle nachgehen  über den Adler und Schwan bis zur zenitnahen Kassiopeia und dem Perseus im Nordosten. Dort ist auch der junge Doppelsternhaufen h/Chi Persei zu finden.
 
Um 22 Uhr kommen im Osten Orion und Zwillinge empor, darüber der Stier (mit Jupiter zwischen den Hörnern) und der Fuhrmann. Gegen Mitternacht wird mit Sirius der letzte Stern des großen Wintersechsecks sichtbar. Man findet ihn in der Verlängerung des Oriongürtels nach links unten.
 
Sichtbarkeit der großen Planeten
  • Merkur ist freiäugig unsichtbar, obwohl er am 16. in 22,5° Sonnenabstand kommt. Denn die abendliche Ekliptik liegt nur sehr flach zum Horizont, sodass er schon 25 Minuten nach der Sonne untergeht.
  • Venus hat hingegen schon 40° Elongation und wird daher als Abendstern im Südwesten immer auffälliger. In Wien geht sie zu Monatsbeginn 1,5 Stunden nach der Sonne unter, am Monatsende bereits 3 Stunden.
  • Mars verlangsamt seine Wanderung in den Krebs und beginnt bald seine zweijährige Schleife unter den Sternen (Opposition am 16. Jänner). Er geht gegen 21 Uhr auf und steigert seine Helligkeit von 0,3 auf -0,3 mag. Im Teleskop sind auf dem nun 10-11” großen Scheibchen schon manche Details zu erkennen.
  • Jupiter im Stier nähert sich seiner Gegenüberstellung zur Sonne (Opposition am 7.12.) und ist daher fast die ganze Nacht sichtbar. Wegen seiner hohen Deklination (+22,3°) geht er fast im Nordosten auf (im Monatsverlauf um 18:30 bis 16:30 Uhr) bei einer Helligkeit von –2,4 mag und 46 bis 48” Durchmesser. Ab 30-facher Vergrößerung sind die zwei Äquatorstreifen zu sehen, ab 150x auch die Verwirbelungen in den anderen Wolkenbändern.
    • Reizvoll ist nun  das Spiel der großen Jupitermonde mit ihren synchronen Umlaufzeiten von 1.8, 3.6 und 7.2 Tagen. Nur Mond IV mit 16.7 Tagen wird diese ”Verdoppelung” erst in ferner Zukunft erreichen. 
    • Die Monde I und II zeigen alle paar Tage Schattenwürfe und Verfinsterungen (siehe AAÖ Seite 52-54), der größte Mond III (Ganymed) nur in den Nächten vom 3., 6., 13. und 21. November.
  • Saturn im Wassermann ist nur noch in der 1. Nachthälfte zu sehen (Untergang zur Monatsmitte um 0h40. Am 11. wandert der Halbmond an ihm vorbei. Wegen des bereis sehr schmalen Ringes leuchtet er mit 0.9 mag etwas schwächer als gewohnt. 
    • Dafür kommt  es aber zu den ersten Schattenwürfen von Titan auf den Planeten seit 1980: am 4.11. ab 22h am Südpol und am 20.11. ab 20:40 Uhr. In den Planetenschatten gerät er am 12. von ca. 20:50–23:20 und am 28. um 19:40 Uhr. 
  • Uranus im Stier (aber 20° rechts von Jupiter) erreicht am 17.. seine Opposition zur Sonne. Sein grünliches Scheibchen von 3,8” ist von Sternen deutlich zu unterscheiden. Am 16. morgens zieht der Mond 4° nördlich an ihm vorbei.
  • Neptun in den Fischen hat 2,3” Durchmesser und verschiebt seine Untergänge von 21 auf 19 Uhr.
 
Mond: Neumond Nr.1260 am Fr 1.11., Erstes Viertel Sa 9.11., Vollmond Fr 15.11., Letztes Viertel Sa 23.11. 
 
Konjunktionen
  • 03.11., 09h:  Mond 2,1° südlich von Merkur
  • 05.11., 01h:  Mond 3,1° südlich von Venus
  • 11.11., 03h:  Mond 0,1° nördlich von Saturn (Untergang 0h45)
  • 12.11., 03h:  Mond 0,6° nördlich von Neptun
  • 16.11., 02h:  Mond 4,4° nördlich von Uranus
  • 16.11., 09h:  Merkur östliche Elongation 22,4°
  • 17.11., 04h:  Uranus in Opposition zur Sonne
  • 17.11., 16h:  Mond 5,6° nördlich von Jupiter
  • 22.11., 22h:  Mond 2,4° nördlich von Mars, unweit auch Pollux.
Sternbedeckungen durch den Mond 
 
Kleinplaneten bis 10 mag:
  • 4 Vesta  (8 mag)  morgens in der Jungfrau
  • 7 Iris (9.7 mag) im Wassermann an Grenze zum Steinbock; am 20.11. 8’ westlich von 17 Aar
  • 11 Parthenope (9.8 mag) im Stier; am 8.11. 6’ südlich von 4 Tau
  • 15 Eunomia (9.0–> 8.4 mag) im Fuhrmann
  • 1036 Ganymed (9.5–> 10.7 mag, Amor-Typ) von Pegasus zu Pisces und Cetus. Am 28. nur 2’ neben Hip.4207
Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS   (von Michael Jäger)
 
Nach seinem Perihel am Südhimmel (bis –4 mag) tauchte der Komet ab 12. Oktober in unserer Abenddämmerung auf und war teilweise freiäugig sichtbar. Um die Monatsmitte bei etwa 4 mag mit Schweiflänge teilweise über 10°.
Er ist auch im November ein relativ einfaches Objekt und wandert durch die Sternbilder Schlangenträger, Schlange und Adler.
Die Helligkeit geht im Laufe des Monats von 6 auf 9 mag zurück. Um den 15. November steht er 1,5° südlich des offenen Haufens IC 4756.
Date       UT      R.A. (J2000) Decl.    Delta     r     El.    Ph.   m1     Sky Motion
            h m s                                                            "/min    P.A.
2024 11 02 000000 18 03 51.3 +03 45 47   1.013   0.946   56.3  60.8   6.3    2.59    088.1
2024 11 07 000000 18 21 30.8 +03 53 34   1.187   1.040   56.2  52.3   7.0    1.88    088.4
2024 11 12 000000 18 34 48.6 +03 59 20   1.357   1.134   55.1  45.7   7.6    1.47    088.2
2024 11 17 000000 18 45 26.4 +04 05 11   1.524   1.225   53.4  40.4   8.1    1.20    087.5
2024 11 22 000000 18 54 21.2 +04 12 10   1.684   1.315   51.2  35.9   8.6    1.03    086.4
2024 11 27 000000 19 02 06.6 +04 20 49   1.839   1.403   48.9  32.0   9.0    0.91    085.0
Ein weiterer Komet ist 333P/Linear. Er zieht vom Löwen in die Jagdhunde und könnte im Laufe des Monats von 13 mag auf 11mag zunehmen. Am 15. November steht er nahe der hellen Galaxien M65 und M66 im südlichen Löwen.
 
Meteorströme:
*  Leoniden: 13. bis 30.11., spitzes Maximum 8.10., stündlich ca. 10 sehr rasche Meteore
*  Tauriden: schwache Maxima am 4.11. (Südzweig) bzw. 11.11. (Nordzweig), ca. 5-10 Meteore.
   
 
Mit besten Wünschen für schöne Herbstwochen,
Dr. Gottfried Gerstbach 
Ehrenpräsident des ÖAV