Gottfried Gerstbachs Himmelavorschau Oktober 2024

Liebe Mitglieder des Österreichischen Astronomischen Vereins, liebe Sternfreundinnen und -freunde! 
 
Im September hat die lang geplante Renovierung des Sterngartens begonnen. Das Sandstrahlen ist abgeschlossen, aber die restlichen Arbeiten verzögern sich durch die nur langsam abnehmende Feuchtigkeit im Beton. Die Sternführungen sind daher weiterhin nur in der Wiese seitlich der Plattform möglich.
 
Das Manuskript der 100-Jahre-Festschrift „Amateurastronomie in Österreich seit 1920” ist fertiggestellt und wird derzeit korrekturgelesen. Ausgewählte Teile werden beim Festakt am 19. Oktober, präsentiert, der Druck wird sich bis dahin aber nicht ausgehen. 
Um Ihnen einen Vorgeschmack auf die Festschrift zu geben, habe ich im Anhang einen kleinen Teil daraus zusammengestellt.
 
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Astronomische Übersicht für Oktober 2024
 

In der Abenddämmerung finden wir tief im Südwesten die Venus, aber noch etwas unscheinbar. Mitte Oktober verspricht der Komet  Tsuchinshan-Atlas eine freiäugige Sichtbarkeit.

Um 20 Uhr prangt hoch im Süden noch das Sommerdreieck (Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler), im Südwesten verabschiedet sich der Schütze mit dem Milchstraßenzentrum. Weiter westlich sehen wir Schlangenträger, Bärenhüter und im Nordwesten den Großen Wagen. 

Im Osten steigt das Herbstviereck – das Quadrat des Pegasus – empor, darunter leuchtet Saturn aus dem unscheinbaren Wassermann hervor. Dem Pegasus folgt allmählich die Fünfsternreihe mit Andromeda und Perseus, bis schließlich gegen 22 Uhr der Stier mit dem strahlenden Jupiter hochsteigt.

 
Sonnenbahn und Dämmerung 
  
Im Oktober verkürzt sich der helle Tag merklich von 11,7 auf 10 Stunden, der Sonnenuntergang in Wien verfrüht sich von 18:33 auf 17:37 MESZ. Die Auf- und Untergänge sind im Westen Österreichs je nach geografischer Länge später, in Innsbruck z.B. um 20 Minuten. 
 
Anfangs ist es bereits gegen 20h MESZ völlig dunkel, und zu Monatsende währt die tiefe Nacht schon 11 Stunden. Die bürgerliche Dämmerung (Sonnentiefe 6°, Lesen im Freien möglich) dauert nun 31 Minuten, die nautische (-12°, am Meer sind Horizont und helle Sterne sichtbar) weitere etwa 36 Minuten. Der Unterschied zur astronomischen Dämmerung (siehe oben) ist aber in oder nahe einer Stadt kaum merklich – eine Folge der Lichtverschmutzung.
 
Der Abendhimmel im Oktober
 
Wenn es zur Monatsmitte bald nach 19 Uhr MESZ dunkel genug ist, sieht man hoch im Süden das Sommerdreieck und im Nordwesten den Großen Wagen, dessen zwei rechte Sterne 5x verlängert zum Polarstern zeigen. Dem Schwung der Wagendeichsel nach links folgend, kommen wir zum hellgelben Arktur (α im Bärenhüter) in 20° Höhe. Der mit 37 Lichtjahren nächstgelegene Rote Riese ist neben Wega (α Lyrae, fast noch im Zenit) der hellste Stern am Nordhimmel. Links oberhalb von Arktur finden wir den schönen Halbkreis der Krone (am Stadtrand immerhin 3-4 Sterne) und darüber den unscheinbaren Herkules. Für einen Überblick können Sie hier den Herbsthimmel anklicken, oder auf unserer Homepage 20 Uhr Sternzeit.
 
Am frühen Abend kann man (außerhalb der Stadt) gut den Verlauf der Milchstraße verfolgen. Man sieht im Oktober am deutlichsten, dass die Ebene unserer Galaxis fast 65° quer zum Himmelsäquator verläuft: Sie zieht von Nordosten (mit Perseus und dem Himmels-W der Kassiopeia) über den Zenit (Schwan) und den Adler bis nach Südsüdwesten, wo der Schütze bald untergehen wird.
Im Schwan teilt sie sich wegen dichter Staubwolken. Darunter im Adler verstärkt sich ihr linker Ast, erreicht die auffällige Schildwolke und nahe dem Horizont den Schützen, wo sich in 25.000 Lichtjahren das Zentrum unserer Galaxis verbirgt. Hier sind zahlreiche Sternhaufen und Gasnebel schon im Feldstecher zu sehen, vor allem die Messier-Objekte M23 bis M25, M8, 17 und 20. Doch bald verschwinden sie im Dunst des Horizonts. 
Links vom Schützen steht der unscheinbare Steinbock, gefolgt vom Wassermann, aus dem heuer der Saturn hervorleuchtet.
 
Wenn es noch eine warme Nacht gibt, nehmen Sie eine Liege und folgen mit dem Feldstecher dem Sternen-Gewimmel der Milchstraße im Schwan! Man kann hier die Tiefen des Universums erahnen und sich der Schöpfung erfreuen … Am andern Ende des Sternenbandes im Nordosten findet man unter der Kassiopeia, auf halbem Weg zum Perseus, den Doppelsternhaufen h und χ Persei. Die rötlichen Gasnebel rund ums Bild dieser „nur“ 6 Millionen alten Sterne sieht aber nur ein Infrarot-Auge.
   
Der Polarstern steht derzeit nur 0,6° vom Himmelsnordpol entfernt. Sein kleiner 24-Stunden-Kreis wird im Sterngarten Georgenberg durch die Lochscheibe des Nordmastes veranschaulicht. Links von Polaris dreht sich der kleine Bär langsam hinab, bis er um 2 Uhr „runterhängt“. Mit dem Nokturnal hat man im Mittelalter aus dieser Drehung die Uhrzeit fürs morgendliche Stundengebet bestimmt. 
In Stadtnähe sieht man freilich nur 3-7 Sterne, den Kleinen Wagen. Sie dienen als einfachster Indikator der Lichtverschmutzung: der dritthellste Stern γ hat 3.0 mag, der Sternenbogen zwischen α und β etwa 4.3 mag. Seit den 1970ern hat die zunehmende Lichterflut den Wienern nochmals 60% der Sterne gestohlen! Der nächtlichen Sicherheit dient diese Helle laut Statistiken nicht, man meint es nur.
 
Gegen 23 Uhr steht das Herbstquadrat des Pegasus im Süden, wo 1995 beim Stern 51 Peg der erste Exoplanet entdeckt wurde. Nach links folgen die Andromeda (Mitte der Fünfsternreiheund der Widder. Im Osten steigt das Sternwölkchen der Plejaden empor und darunter der Stier, zwischen dessen Hörnern heuer der hellgelbe Jupiter strahlt. 
Der rote Riese Aldebaran (α Tauri) und die strahlende Capella (α im Fünfeck des Fuhrmanns) sind die Vorboten des großen Wintersechsecks. Es ist nun gleichzeitig mit dem Sommerdreieck gegenüber zu sehen und wird ein Thema der nächsten Newsletter sein. 
 
Sichtbarkeit der großen Planeten  (Daten für Wien)
  • Merkur stand am 30.9. in oberer Konjunktion und bleibt im Oktober unsichtbar.
  • Venus hingegen wird in der Abenddämmerung allmählich auffälliger, sie geht 80 Minuten nach der Sonne unter. Am 5.10. zieht die schmale Mondsichel 3° südlich an Venus vorbei, wofür aber ein Fernglas notwendig ist.
  • Mars in den Zwillingen hat Jupiter überholt, wird mit Annäherung an die Erde langsam heller und geht gegen 23h auf,
  • Jupiter im Stier hingegen schon um 21 Uhr. Das Spiel seiner 4 hellen Monde bietet nun fast täglich Schattendurchgänge und Verfinsterungen. 
  • Saturn im Wassermann steht abends schon im Süden, leuchtet aber wegen des bereits schmalen Ringes etwas schwächer als sonst. Am 14. geht der Mond nur 0,1° nördlich an ihm vorbei. Der größte Saturnmond Titan hat am 7. und 23.10. westliche, am 15. und 31. östliche Elongation. Am 27.10. taucht er erstmals seit 15 Jahren von 22:51 bis 23:44 in den Planetenschatten ein!
  • Uranus im Stier und Neptun in den Fischen sind nur im Fernglas oder Teleskop zu sehen. 
MondNeumond Nr.1259 am Mi 2.10., Erstes Viertel Do 10.10., Vollmond Do 17.10., Letztes Viertel Do 24.10. 
Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 2.10. ist nur im Bereich des Pazifik und Südatlantik zu sehen.
 
Konjunktionen
  • 03.10., 02h:  Mond 1,8° südlich von Merkur
  • 05.10., 22h:  Mond 3,0° südlich von Venus
  • 07.10., 22h:  Mond 1° südlich von Antares 
  • 14.10., 20h:  Mond 0,1° nördlich von Saturn (Sterngarten-Führung)
  • 15.10., 20h:  Mond 0,6° nördlich von Neptun
  • 19.10., 18h:  Mond 4,5° nördlich von Uranus
  • 21.10., 10h:  Mond 5,8° nördlich von Jupiter
  • 23.10. 22h:  Mond 3,9° nördlich von Mars, unweit auch Pollux.
Sternbedeckungen durch den Mond 
 
Kleinplaneten bis 10 mag:
  • 4 Vesta  (8 mag)  morgens bei Ny Virginis, ab Monatsmitte
  • 7 Iris (9.3 mag) vom Steinbock zum Wassermann
  • 15 Eunopmis (9.5–> 9.0 mag) im Fuhrmann
  • 19 Fortuna (9.9. mag) in den Fischen, ebenso 20 Massalia.
  • 39 Laetitia (9.2 mag) im Cetus
  • 1036 Ganymed (Amor, 9.2 mag) in Erdnähe; 25.10., 4h nur 5’ westlich von Hip.114336 im Pegasus.
Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS   (von Michael Jäger)
 
kommt in der 2. Oktoberwoche in Erdnähe. Der Schweifstern zieht dabei durch die Sternbilder Jungfrau, Schlange und Schlangenträger. 
Die beste Sichtbarkeit des Kometen ergibt sich unmittelbar nach Vollmond. 
 
So steht C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am 20. Oktober zu Dämmerungsende 20 Grad hoch,
mit Helligkeit von 3-4 mag und Schweiflänge 20 Grad (eher fotografisch).
Date       UT      R.A. (J2000) Decl.    Delta     r     El.   m1     
            h m s                                                            
2024 10 14 000000 14 37 23.5 -00 15 55   0.477   0.581   21.5  3.0   
2024 10 16 000000 15 18 44.0 +00 48 24   0.500   0.618   30.1  3.3   
2024 10 18 000000 15 54 38.0 +01 40 10   0.537   0.656   37.3  3.7   
2024 10 20 000000 16 24 31.4 +02 19 02   0.586   0.694   43.0  4.1    
2024 10 22 000000 16 48 56.5 +02 47 06   0.643   0.733   47.3  4.5    
2024 10 24 000000 17 08 49.5 +03 07 01   0.706   0.771   50.5  4.8    
2024 10 26 000000 17 25 06.9 +03 21 07   0.771   0.810   52.8  5.3
Meteorströme:
*  Draconiden 6. bis 10.10., aus dem Drachenkopf, Maximum 8.10., Stärke variabel, Komet Giacobini-Zinner
*  Orioniden 2.10. bis 7.11., Maximum 21.10., mittelstark, Komet Halley.
   
Mit besten Wünschen für schöne Herbstwochen,
Dr. Gottfried Gerstbach 
Ehrenpräsident des ÖAV