Gottfried Gerstbachs Himmelsvorschau November 2023

Gottfried Gerstbachs Himmelsvorschau November 2023

Beitragvon Laadoc » Do 2. Nov 2023, 17:15

Liebe Mitglieder des Österreichischen Astronomischen Vereins, liebe Sternfreundinnen und -freunde!

Wir freuen uns, dass im Oktober beide Vorträge gut besucht waren. Ob 2024 wieder gleiches Gewicht auf Online und den Festsaal gelegt wird, ist aber noch offen. Wenn Sie Vorschläge für Themen oder Vortragende haben, mailen Sie bitte an veranstaltungen@astroverein.at.

Auch die Exkursion nach Puchenstuben (8.10.) fand großes Interesse: nicht nur Franz Klausers ungewöhnlicher Planetenweg mit Ötscherblicken und seine bewundernswerte Sternwarte, sondern auch die reizvolle Fahrt mit der Mariazellerbahn.

Dass uns die Sonne zur Familienführung am 15.10. im Stich ließ, konnten wir durch diverse kleine Experimente und heitere Quizfragen kompensieren. Vergnügt haben die Kinder die täglichen Sonnenbahnen des Jahres mit gestreckten Armen nachgezeichnet.
Gut beobachtbar war hingegen am 28. die Mondfinsternis. Der Halbschatten war schon gegen 21h erkennbar, und der Kernschatten pünktlich um 21h35. Um den Mond wird sich auch die Kinderführung am 18.11. drehen.


Unsere nächsten Termine (Anmeldung bitte am Link oder bei Veranstaltungen)

• Wetterbedingt verschoben vom 5.11. auf 4.11.:
• Sa 4.11., 10–13:30: Wanderung am Planetenweg (große Runde): von der Sonne (beim Schranken Wittgensteinstraße) bis Neptun und Pluto, zurück durch den Lainzer Tiergarten bis zum Lainzer Tor
o Sa 4.11., 11–12h: Wanderung am Planetenweg (kleine Runde) bis Saturn, danach Einkehr
• Fr 10.11, 19h Walfischg.12: Rote Riesen und planetarische Nebel, mit Stefan Uttenthaler (Kuffner-Sternwarte)
• Sa 18.11., 17:15 im Sterngarten für Kinder: Wo überall treibt sich der Mond herum? Mit Gottfried Gerstbach und Jürgen Schwingshandl
• Mi 22.11., 19h Café Raimann: Stammtisch für alte +neue Mitglieder. Themen u.a. Mondfinsternis und Weltraumteleskop JWST.
• Fr 24.11., 19h Vortrag online: Das goldene Zeitalter der Asteroiden-Seismologie, mit Thomas Kalliger (Univ. Wien)
• Sa 25.11., 17h im Sterngarten: Mond und Jupiter (auch im Teleskop), mit Peter Reinhard

Vom Astronomischen Almanach Österreich (AAÖ 2024) können Sie hier die Druckversion bestellen (mit Zusendung 15 Euro). Der Preis ist wie in den Vorjahren für eine Auflage von 30–50 Stück kalkuliert.


Astronomische Übersicht

Die November-Abende werden weiterhin von den zwei Riesenplaneten dominiert. Jupiter hat am 3.11. Opposition und geht daher mit Sonnenuntergang auf. Um 20h steht er bereits 35° hoch im Osten. Seit 2021 wanderte er von Steinbock in die Fische, unterhalb des Pegasus-Quadrats. Saturn sinkt im Südwesten herab und geht zur Monatsmitte gegen 23:30 unter. Venus ist strahlender Morgenstern und wird am 9.11. mittags vom abnehmenden Mond bedeckt.

Frühabends sind die Milchstraßen-Sternbilder von Perseus und Kassiopeia übers Sommerdreieck bis fast zum Schützen gut zu sehen, mit dem schönen Schwan in Zenitnähe. Die Milchstraße zieht sich also quer über den Himmel von Nordost bis Südwest, gefolgt vom Herbstviereck (Pegasus, Kulmination anfangs um 20h) und der Andromeda. Gegen 19 Uhr kommen im Osten bereits die ersten Wintersternbilder hoch, um Mitternacht sind fast alle sichtbar.
Der Oriongürtel geht um etwa 21h senkrecht auf (im Untergang steht er parallel zum Horizont).

[i][u][u][u]Sonnenbahn und Dämmerung [/u][/u][/u][/i]

Im November verkürzt sich der helle Tag von 10 auf 8,7 Stunden. Der Sonnenaufgang in Wien ändert sich von 6:37 auf 7:22 Uhr, der Sonnenuntergang von 16:36 auf 16:03 MEZ. Die Auf- und Untergänge sind im Westen Österreichs je nach geografischer Länge später, in Innsbruck z.B. um 20 Minuten.

Anfangs ist es bereits gegen 18h völlig dunkel, zu Monatsende währt die tiefe Nacht schon 12 Stunden. Die bürgerliche Dämmerung (Sonnentiefe 6°, Lesen im Freien möglich) dauert etwa 33 Minuten, die nautische (-12°, am Meer sind Horizont und helle Sterne sichtbar) weitere 38 Minuten. In der anschließenden astronomischen Dämmerung (Sonne -12 bis -18°) wird der Himmel in Stadtnähe aber kaum mehr dunkler.

Der Abendhimmel im November

Wenn es zur Monatsmitte um 17:30 MEZ dunkel genug ist, zeigt im Nordwesten die Deichsel des Großen Wagens nach links zum orangefarbigen Arktur (α Bärenhüter) in 5-10° Höhe. Links oberhalb von Arktur finden wir den mit dem Edelstein Gemma verzierten Halbkreis der Krone und darüber den unscheinbaren Herkules, zu dem die Augen des Drachen herab glühen. Das Sommerdreieck Leier-Schwan-Adler hat sich schon Richtung Südwesten geneigt. Im Südosten steigt die Fünfsternreihe mit den oberen Sternen des Pegasus-Quadrats, der Andromeda und dem Perseus empor, darunter im Widder der strahlend gelbe Jupiter. Während der Große Wagen nun tief im Norden steht, nähert sich das W der Kassiopeia – der winterliche Polweiser – dem Zenit. Für einen Überblick können Sie hier den Herbsthimmel anklicken, oder auf unserer Homepage 22 Uhr Sternzeit.

Zwei Stunden später kulminiert das mythologische Himmelspferd Pegasus – allerdings segelt es verkehrt über den Himmel. Sein Leib ist das große Quadrat, Hals und Kopf verlaufen von den zwei tieferen Sternen nach rechts. Dort könnten seine Hufe wegen des "himmlischen Feuchtbiotops" (Wassermann, Fische, Cetus) ohnehin nicht aufsetzen. Rechts unter Pegasus leuchtet Fomalhaut (α im Südlichen Fisch) – ein weißer Riesenstern mit zwei Begleitern, einer Staubscheibe und dem 2008 entdeckten Exoplaneten Dagon. Saturn steht noch 25° hoch im Südsüdwesten.

Die Milchstraße sieht man in Stadtnähe wegen der immer noch zunehmenden Lichtverschmutzung leider kaum mehr. Für sie ist eine Grenzhelligkeit von mindestens 4 mag erforderlich, was z.B. beim Sterngarten im Südwesten Wiens und im Umfeld kleinerer Städte der Fall ist. Mit der Vermeidung unnötiger Lichterflut hat sich in Salzburg vor 3 Jahren Österreichs Amateurtagung ÖTA'19 beschäftigt.
Der Schütze (galaktisches Zentrum) ist zwar schon untergegangen, die Schildwolke darüber ist aber noch bis 19h sichtbar. In jedem Fall kann man von dort aus mit einem Feldstecher der Sternenfülle nachgehen – über den Adler und Schwan bis zur zenitnahen Kassiopeia und dem Perseus im Nordosten. Dort ist auch der junge Doppelsternhaufen h/Chi Persei zu finden.

Um 22 Uhr kommen im Osten Orion und Zwillinge empor, darüber Stier und Fuhrmann. Gegen Mitternacht wird mit Sirius der letzte Stern des großen Wintersechsecks sichtbar. Man findet ihn in der Verlängerung des Oriongürtels nach links unten.


Sichtbarkeit der großen Planeten
• Merkur ist freiäugig nicht zu sehen. Ende November erreicht er zwar 20° Sonnenabstand, geht aber bald nach ihr unter. Untertags zeigt er im Teleskop ein 5” großes Scheibchen.
• Venus geht als strahlender Morgenstern weiterhin 4 Stunden vor der Sonne auf. Ihre Elongation nimmt von 46 auf 43° ab, ihr scheinbarer Durchmesser von 22 auf 17”.
• Mars hat am 18.11. Konjunktion mit der Sonne und bleibt bis Jahresende unsichtbar.
• Jupiter im Widder kommt am 3.11. Opposition und ist daher die ganze Nacht sichtbar. Er kulminiert im Mitternacht in beachtlichen 55° Höhe und erreicht mit -2.8 mag seine maximale Helligkeit. Im Teleskop sind seine Wolkenstreifen nun gut sichtbar, der Rote Fleck ist aber in den letzten Jahren geschrumpft. Am 25.11. zieht der Mond 2° nördlich vorbei.
• Jupitermonde: reizvoll im Teleskop ihr stündlicher Positionswechsel! In den Abendstunden sind außerdem 10 ihrer Transits und Schattendurchgänge zu sehen, nach Mitternacht weitere 8. Interessant sind auch ihre kurzen Verfinsterungen im Planetenschatten – siehe Österr. Almanach 2023, S. 53-54 und 58.
• Saturn im Wassermann kulminiert gegen 18h in 30° Höhe und geht zur Monatsmitte um 23:30 unter. Seine Ringe werden immer schmäler – bis zur Kantenstellung im Jahr 2025. Am 20.11. begegnet der Halbmond dem Ringplaneten.
• Größter Saturnmond Titan: westliche Elongation am 7. und 23.11., östliche am 15. und 30. November. Im Achtzöller sind weitere 4 Monde erkennbar.
• Uranus (ebenfalls im Widder) hat am 13.11. Opposition. Sein blaugrünes Scheibchen misst nun 3,7” und ist ab etwa 60-facher Vergrößerung von Sternen unterscheidbar. Am 26. ist er 2,8° unterm Mond leicht zu finden.
• Neptun wandert langsam von den Fischen in den Wassermann und verlagert seine Untergänge von 2:45 auf 0:59 MEZ.

Mond: Letztes Viertel So 5.11., Neumond Mo 13.11., Erstes Viertel Mo 20.11., Vollmond Mo 27.11.
Ein Foto der Mondfinsternis am 28.10. von Peter Schmidt (Tulln) mit schöner Wolkenstimmung finden Sie unten.

Konjunktionen:
• 03.11., 06h: Jupiter in Opposition zur Sonne, maximale Helligkeit.
• 09.11., 10h: Mondsichel 1,0° nördlich von Venus. Ab 11h Bedeckung, im Teleskop beobachtbar!
o Bedeckung für Wien 11:03–12:18, Graz 11:06–12:19, Linz 11:02–12:16, Innsbruck 11:02 bis 12:14
• 13.11. 15h: Mond 2° südlich von Mars (unbeobachtbar)
• 13.11.,18h: Uranus in Opposition zur Sonne
• 14.11., 16h: Mond 1,7° südlich von Merkur
• 18.11., 07h: Mars in Konjunktion zur Sonne
• 20.11., 15h: Mond 2,7° südlich von Saturn; um 18h Abstand 3,5°
• 22.11., 09h: Mond 1,5° südlich von Neptun
• 25.11., 12h: Mond 2,8° nördlich von Jupiter; um 17h Abstand 4,5°
• 26.11., 10h: Mond 2,8° nördlich von Uranus
Sternbedeckungen durch den Mond
Siehe www.astroverein.at/beobachten/astronomi ... esterreich, p.63-81

Kleinplaneten bis 10 mag:
• 4 Vesta (7.5–> 6.8 mag) in den Zwillingen. Zur Monatsmitte Kulmination um 3h im 60° Höhe
• 9 Metis (9.7–> 9.0 mag) in den Zwillingen
• 18 Melpomene (8.1 mag) im Eridanus, Opposition am 5.11., Kulmination in 38° Höhe
• 3 Juno (10.2 mag) im Löwen; enge Sternpassage am 5.11. um 5h: 8’ nördlich von Hip.50939 (6.3 mag)

Kometen heller als 11 mag Danke, Michael Jäger!
In mittelgroßen Teleskopen sind drei Objekte sichtbar:
• C/2023 H2 Lemmon ist mit 8-9 mag am hellsten und ein gutes Feldstecher-Objekt. Nach dem Perihel am 31.10. kommt er am 11.11. der Erde auf 0,2 AE besonders nahe und zieht in nur 3 Wochen vom Gr. Wagen bis zum Steinbock. Er wird aber eher diffus aussehen. Am 12.11. steht er nahe beim Sternhaufen NGC 6738.
• 103P/ Hartley ist weiterhin am Morgenhimmel mit 9.-10. Größe. Am 17. November durchquert er eine Galaxiengruppe mit NGC 2695.
• 62P/Tsuchinshan wird im Laufe des Novembers 10mag hell. Am 10. November steht er nahe der Galaxie NGC 2563.
• 12P/Pons-Brooks hatte Anfang Oktober einen Helligkeitsausbruch auf 11mag, nun aber wieder 13 mag. Im Frühjahr 2024 wird er freisichtig.
Weitere Details zu allen Kometen siehe Visual Comers, aerith.net
Hier zwei Ephemeriden (r = Sonnenabstand, El = Elongation, m1 = Helligkeit):
C/2023 H2
Date UT R.A. (J2000) Decl. Delta r El. Ph. m1 Sky Motion
h m s "/min P.A.
2023 11 03 000000 14 40 23.3 +49 35 37 0.348 0.899 64.4 95.1 9.2 8.31 099.6
2023 11 05 000000 15 27 15.8 +47 37 13 0.291 0.903 64.0 99.2 8.9 11.92 108.9
2023 11 07 000000 16 27 08.9 +42 48 35 0.241 0.909 63.3 103.0 8.5 17.30 119.9
2023 11 09 000000 17 35 13.9 +33 13 38 0.206 0.916 63.0 105.5 8.2 23.72 130.7
2023 11 11 000000 18 40 48.1 +18 36 48 0.193 0.924 64.6 104.5 8.1 27.03 138.2
2023 11 13 000000 19 35 10.5 +02 48 35 0.206 0.934 68.4 99.8 8.3 23.63 140.9
2023 11 15 000000 20 16 35.7 -09 52 39 0.242 0.945 72.4 93.5 8.7 17.21 140.5
2023 11 17 000000 20 47 21.6 -18 39 03 0.291 0.957 75.2 87.7 9.1 11.86 138.7
2023 11 19 000000 21 10 23.4 -24 32 20 0.348 0.970 76.8 82.8 9.6 8.28 136.7
2023 11 21 000000 21 27 59.6 -28 34 46 0.409 0.984 77.5 78.5 10.0 5.98 134.8
103P/Hartley
Date UT R.A. (J2000) Decl. Delta r El. Ph. m1 Sky Motion
h m s "/min P.A.
2023 11 03 000000 08 32 59.2 +04 38 36 0.477 1.105 90.5 63.9 9.8 2.05 141.4
2023 11 05 000000 08 36 57.0 +03 23 07 0.484 1.112 91.2 63.0 9.8 1.95 142.3
2023 11 07 000000 08 40 37.9 +02 10 23 0.491 1.121 91.9 62.1 9.9 1.85 143.3
2023 11 09 000000 08 44 02.3 +01 00 22 0.498 1.130 92.7 61.2 10.0 1.76 144.5
2023 11 11 000000 08 47 10.6 -00 07 00 0.505 1.139 93.5 60.2 10.1 1.67 145.7
2023 11 13 000000 08 50 03.1 -01 11 44 0.512 1.149 94.4 59.2 10.2 1.58 147.0
2023 11 15 000000 08 52 40.2 -02 13 52 0.518 1.159 95.4 58.2 10.4 1.49 148.5
2023 11 17 000000 08 55 02.1 -03 13 28 0.525 1.170 96.4 57.1 10.5 1.40 150.1
2023 11 19 000000 08 57 09.0 -04 10 33 0.531 1.182 97.5 56.0 10.6 1.32 151.9
Meteorströme:
* Leoniden: 13. bis 30.11., spitzes Maximum 8.10., stündlich ca. 10 sehr rasche Meteore
* Tauriden: schwache Maxima am 4.11. (Südzweig) bzw. 11.11. (Nordzweig), ca. 5-10 Meteore.


Mit besten Wünschen für schöne Herbstwochen,
Dr. Gottfried Gerstbach
Ehrenpräsident des ÖAV
Laadoc
 
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Registriert: So 2. Nov 2014, 13:53

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