Gottfried Gerstbachs Himmelsvorschau März 2023

Gottfried Gerstbachs Himmelsvorschau März 2023

Beitragvon Laadoc » Sa 4. Mär 2023, 12:05

Liebe Mitglieder des Österreichischen Astronomischen Vereins, liebe Sternfreundinnen und -freunde!

Dreimal Aktuelles:

1) Für unsere Kinderführung am Samstag 4.März – ”Wieso sind Planeten immer Kugeln?” gibt’s erst 3 Anmeldungen, was uns etwas irritiert (sonst sind es mindestens 20 +deren Kinder). Wer also nicht will, dass die 2021 begonnene Serie abreisst, bitte anmelden.

2) Heute 12h war die sehr enge Konjunktion Jupiter/Venus – unbedingt ansehen! Es ist für einige Jahre die hellste Planetenkonjunktion (ähnliches war im August 2014 am Morgenhimmel). Auch um 19h stehen sie noch 0,7° beisammen. Wer es versäumt: in den nächsten Tagen lässt sich der wachsende Abstand gut verfolgen – am Monatsende wird er schon 28° betragen.

3) Für österr. Science-Fiction-Fans: RUBIKON von Leni Lauritsch, 2022
Wir schreiben das Jahr 2056: „Die junge Konzernsoldatin Hannah und ihre beiden Kollegen Gavin und Dimitri müssen auf der mittlerweile privatisierten ISS-Raumstation mitansehen, wie die Erde in einer meteorologischen Naturkatastrophe versinkt. Aller Kontakt zu etwaigen Überlebenden bricht ab. Was ist passiert? Sind sie die letzten Überlebenden der Menschheit? Ihr Versuch, einen Weg zu finden, mit dieser einzigartigen Situation umzugehen, wird durch immer heftigere Konflikte erschwert. Ein moralisches Dilemma lässt drei verschiedene Weltanschauungen aufeinanderprallen.“
. . . In einem exklusiven Interview verrät die Regisseurin ihre Liebe zu Sci-Fi, die Herausforderung, in Ö einen solchen Film zu drehen und warum im Genre der Science Fiction schon eine Art Postfeminismus herrscht.
. . . GUTSCHEINE zu verlosen (war Ende Jänner): VOD würde Ihnen gerne anbieten 3x einen Gutschein zum Streamen des Filmes an Ihre Mitglieder oder in einer Ihrer Aussendungen zu verlosen.
Unsere Agentur arbeitet mit dem KINO VOD CLUB, einer österreichischen Streaming-Plattform. https://www.vodclub.online/

Unsere nächsten Termine: (Anmeldung bitte bei Veranstaltungen)
• Sa 4.3., 18h Sterngarten für Familien: Wieso sind Planeten immer Kugeln? Mit G. Gerstbach und J.Schwingshandl
• Do 9.3., 19h Online-Vortrag Stefan Kimeswenger, Innsbruck: Ein Besuch auf vier großen ESO-Sternwarten in Chile
• Sa 11.3., 18:30 Tullnerbach: Beobachtungsabend für Mitglieder mit und ohne Fernrohr
• Mi 15.3., 19h Café Raimann: Astro-Stammtisch
• So 19.3., 11:30 Sterngarten: Frühlings¬beginn, Jahreszeiten, Meridiandurchgang der Sonne; mit Caroline Posch-Primes
• Do 23.3., 18:30 Sterngarten-Führung für FZA (nur einige Restplätze)
• Fr 24.3., 19h Walfischg.12: Das kosmische Netz von Galaxien; mit Oliver Hahn, Univ. Wien
• Sa 25.3., 18:45 Sterngarten: Die schmale Mondsichel im Fernrohr; mit Peter Reinhard
• Mo 10.4, 20h Sterngarten: Planeten am Abendhimmel – Merkur, Venus bei den Plejaden und Mars; mit Maria Pflug-Hofmayr
• Do 13.4., 19h Online¬Vortrag: Wie andere Kulturen die Sternbilder sehen; mit Susanne Hoffmann, Planetarium Jena
• So 16.4., 8¬-17h: Busfahrt Burgenland zur Sternwarte am Brenntenriegel, Sonnenuhren bei Sauerbrunn, platonische Körper bei Sigless. Fahrtkosten ca. 40,– €, Anmeldung via Homepage bitte bis 11. April.
Monatliches Astro-ABC
Wird nachgeholt

Astronomische Übersicht

Im März zeigt der Abendhimmel die drei hellsten Planeten: Venus und Jupiter im Südwesten, dazu Mars hoch im Süden bei den Hörnern des Stiers. Der Mond steht am 23.3. genau zwischen Venus und Jupiter und zieht am 28. am Mars vorbei. Merkur taucht zu Monatsende wieder am Morgenhimmel auf. Der Überraschungs-Komet C/2022 E3 „ZTF“ ist zum Südhimmel entschwunden und nur mehr in mittelgroßen Teleskopen sichtbar.

Gegen 19 Uhr verabschieden sich im Nordwesten Schwan und Pegasus, während das Wintersechseck schon im Süden steht. Im Südosten steigt der Löwe empor, im Südwesten sinken Widder und Andromeda allmählich hinab.

Am schönsten ist nun der Südhimmel: Die Wintersternbilder rund um den Himmelsjäger Orion sind berühmt für ihre hellen Sterne. Links unter Orion flackert mit Sirius der hellste Fixstern des Himmels. Rechts über Orion steht der Mars und im Stier der ähnlich rote Aldebaran mit den Sternhaufen der Hyaden und Plejaden. Hoch über uns der Fuhrmann mit der gelblichen Capella und links die Zwillinge Castor & Pollux. Im Osten steigt langsam der Löwe empor und der Große Wagen erreicht gegen Mitternacht den Zenit.


Sonnenbahn und Dämmerung
Im März wächst der helle Tag besonders deutlich: von 11,0 auf 12,8 Stunden. Der Sonnenaufgang in Wien verschiebt sich von 6:36 auf 5:35 MEZ, der Sonnenuntergang von 17:39 auf 18:23 Uhr. Im Westen Österreichs sind die Auf- und Untergänge je nach geografischer Länge später, in Innsbruck z.B. um 20 Minuten.
Völlig dunkel ist es um etwa 19:30 Uhr, gegen Monatsende um 21h (MESZ); die tiefe Nacht währt nur mehr 9 Stunden. Die bürgerliche Dämmerung (Sonnentiefe 6°, Lesen im Freien möglich) dauert wegen der nun steil liegenden Ekliptik nur 29 Minuten, die nautische (-12°, am Meer sind Horizont und helle Sterne sichtbar) weitere 36 Minuten. In der anschließenden astronomischen Dämmerung (Sonne -12 bis -18°) wird der Himmel völlig dunkel -- allerdings nur fern der städtischen Lichtglocken.
Nicht nur die Länge von Tag und Nacht hängt von der Jahreszeit ab, sondern auch wie lange Sonnenuntergang und die Dämmerung dauern (siehe Sterngarten-Führung am 19.März). Weil sich diese und andere Phänomene imStrengarten gut demonstrieren lassen, nannte Hermann Mucke die 1998 errichtete Anlage auch "Freiluftplanetarium".
Im Februar hatten wir uns auf freiäugiges Beobachten konzentriert. Angesichts der wärmeren Märznächte behandelt dieser Newsletter nun auch einige teleskopische Himmelsobjekte.


Der Abendhimmel im März

Wenn es zur Monatsmitte um 19 Uhr dunkel genug ist, sehen wir das große Wintersechseck rund um Orion im Süden: Der strahlende Sirius etwa 25° hoch, während Capella schon den Zenit passiert hat. Hoch im Westen steht der Perseus, während das Herbstviereck (Pegasus/Andromeda) bereits untergeht. Im Nordwesten sehen wir das Himmels-W der Cassiopeia, im Nordosten steigt der große Wagen empor.
Die Titelseite der Homepage https://www.astroverein.at zeigt den Himmel wahlweise mit oder ohne Sternbilder.
Hier zum Anklicken die Sternkarten für 7 Uhr und 8 Uhr Sternzeit.

Zu dieser Dämmerstunde stehen 10 der 20 hellsten Sterne über dem Horizont, dominiert von den acht beim Wintersechseck. Mitten durch dieses zieht das schwach leuchtende Band der Milchstraße von Nordwesten (Cepheus, Cassiopeia) über den Zenit (Fuhrmann), die Zwillinge und die beiden Hunde des Jägers Orion nach Südsüdosten. Stadtbewohner sehen die Galaxis fast nie, aber nur 10 km westlich von Wien – auf unserem dunklen Beobachtungsplatz am Friedhofshügel über Tullnerbach – lässt sich das nachholen, z.B. beim Beobachtungsabend am 12. März.

In der Milchstraße findet man zahlreiche Offene Sternhaufen, den früheren Geburtsstätten der Sterne. Bereits freiäugig sieht man im Stier, halbhoch im Südwesten, die 5-6 dicht gedrängten Sterne der Plejaden, und 10° links beim roten Riesen Aldebaran den lockeren Sternhaufen der Hyaden. Sein liegendes, großes V ist der Kopf des Himmels-Stiers, dessen lange Hörner dem Orion drohen. Noch bis Anfang April ist unter dem Oriongürtel der diffuse Fleck des Orionnebels M42 zu beobachten, ein riesiges Sternentstehungsgebiet 1600 Lichtjahre entfernt. Im Feldstecher sind rötliche Farben zu erahnen, die auf Langzeitaufnahmen als leuchtende Wasserstoffwolken hervortreten. Wenn man sich am Teleskop einige Minuten Zeit nimmt, tauchen in manchen der Gas-Filamente auch grünliche Farbtöne auf, die ionisieren Sauerstoff anzeigen. Probieren Sie einmal, eine Skizze zu machen! Im Anhang sehen Sie meine vom Februar 2017.

Orions linke Schulter ist der rote Riese Beteigeuze. Er wird in 1000 bis 100.000 Jahren als Supernova explodieren und dann heller als der Vollmond leuchten. Ohne die zeitweilige Staubhülle hat er (wie Rigel, Orions rechter Fuß) etwa 50.000-fache Sonnenleuchtkraft und ist 600-800 Lichtjahre entfernt. Zwischen den beiden Riesen zeigen die drei Gürtelsterne nach links zum Sirius, dem hellsten Stern am Himmel. Sein schwacher Begleiter Sirius B (8.5 mag) wurde als erster Weißer Zwerg 1862 entdeckt und hat 50 Jahre Umlaufzeit. In einem Teleskop ab 8 Zoll kann man ihn 11" östlich von Sirius erahnen, wenn man dessen Licht abdeckt, z.B. mit einem schwarzen Papiereckerl im Fadenkreuz-Okular.

Reizvolle Sternhaufen:
Wer einen lichtstarken Feldstecher hat, soll hoch im Süden (zwischen Fuhrmann und den Zwillingen) die Reihe der vier Sternhaufen M35 bis M38 ansehen. Im Fernrohr zeigt jeder der Vier seine ganz eigene Anordnung der 50 bis 200 Sterne: strahlend oder zart schimmernd, in Kreuzform bzw. wie ein langbeiniger Käfer. Bereits freiäugig ist der Doppelsternhaufen h/Chi Persei als Nebelfleck zwischen Kassiopeia und Perseus zu erkennen, im Achtzöller zeigt er fast 100 Sterne.
Auf ein ungewöhnliches Objekt unweit von M36 hat Sterne und Weltraum vor 2 Jahren aufmerksam gemacht: den Sternhaufen NGC 1893, eingebettet in den hellen Gasnebel IC 410, der im Fernrohr zuerst durch eine zentrale Dunkelwolke auffällt. Das interessante Tripel steht hoch am Himmel zwischen Capella und β Tauri.

Um 21:30 Uhr kulminiert der unscheinbare Krebs und mittendrin der helle Sternhaufen M44, die Krippe. Zwei Sternchen daneben heißen nördlicher und südlicher Esel. Im Zentrum des nahen, 1.5° großen Sternhaufens zeigt schon ein kleines Teleskop das funkelnde Schmuckkästchen mit 4-5 engen Doppelsternen. Zwölf Grad tiefer bilden 6 Sterne den Kopf der Hydra, die sich von Südosten herauf schlängelt. Im Osten kommt der orangefarbene Arktur im Bärenhüter empor, einer unserer nächsten Sterne; er liegt im verlängerten Deichselschwung des Großen Wagens. Denkt man sich diesen Kreis verlängert, kommt man zur Spica, die mit 22.000° einer der heißesten Sterne auf unsrer Seite der Galaxis ist. Mit Arktur gehört sie zum Frühlingsdreieck, das wir im April behandeln werden. Hier die Karte für 10 Uhr Sternzeit.

Gegen 2 Uhr kommt im Osten das große Sommerdreieck hoch, darin die Deep-sky-Paradeobjekte des Hantel- und Ringnebels und zwei helle Sternhaufen im Schwan.

Sichtbarkeit der großen Planeten
• Merkur taucht gegen Monatsende am Abendhimmel auf. Wirklich gut ist er aber erst 1 Woche später zu sehen. Am 28. geht er 1,5° nördlich an Jupiter vorbei (im Feldstecher sichtbar).
• Venus ist nun auffälliger Abendstern und wandert von den Fischen in den Widder. Sie geht jetzt erst 3 Stunden nach der Sonne unter (im Mai werden es sogar 4 Stunden sein). Am 2.3. hat die Liebesgöttin eine enge Konjunktion mit Jupiter, läuft ihm aber bis Monatsende um ganze 28° davon. Am 24. begegnet ihr die junge Mondsichel.
• Mars wandert rechtläufig vom Stier in die Zwillinge und ist gerade noch etwas heller als der rote Riese Aldebaran (Alfa Tauri) rechts unterhalb. Er ist nun mehr als doppelt so weit entfernt wie zur Opposition im Dezember, wo er fast die Helligkeit Jupiters erreichte. Am 28. wandert der Mond 2° nördlich an Mars vorbei.
• Jupiter in den Fischen steht anfangs nahe der strahlenden Venus, die 1.8 mag heller ist (zwar 1/12 kleiner, aber viel näher). Die Untergänge in Wien verschieben sich von 20:20 auf 19 Uhr MEZ.
o Für die Beobachtung seiner Monde steht er schon etwas zu tief.
• Saturn bleibt nach seiner Konjunktion am 16.2. bis Mitte April unsichtbar.
• Uranus im Widder ist noch ein der späten Abenddämmerung zu sehen. Am 30./31. zieht Venus 1° nördlich an ihm vorbei.
• Neptun steht am 16.3. genau jenseits der Sonne und ist damit 4623 Millionen km (29,9 AE) von uns entfernt.
• Kleinplaneten:
o Ceres 7.2 mag (Opposition 21.3. in CBr.): am 12. bei Galaxie M91, am 27. bei der schönen M100
o Pallas 8.0 mag im Großen Hund, noch bis Mitte März.
Mondphasen:
Vollmond am Di 7.3., Letztes Viertel Mi 15.3., Neumond (Nr. 1240) Di 21.3., bestes Erdlicht 23./24.3., Erstes Viertel Mi 29.3.

Konjunktionen (in MEZ):
• 02.3., 11h: Merkur 1° südlich von Saturn (unbeobachtbar)
• 02.3., 12h: Venus 0,5° nördlich von Jupiter; um 19h Abstand 0,7°
• 16./17.3.: Neptun und Merkur in Konjunktion zur Sonne
• 20.3. um 22:24 astronomischer Frühlingsbeginn, Tag- und Nachtgleiche
• 22.3., 01h: Mond 1,8° südlich von Merkur
• 22.3., 21h: Mond 0,5° südlich von Jupiter; um 19h Abstand noch 2,4°
• 24.3., 11h: Mond sehr knapp südlich von Venus; um 19h Abstand 3,1°
• 25.3., 02h: Mond 1,5° nördlich von Uranus; am Vortag 21h Abstand 3,0°
• 28.3., 14h: Mond 2,2° nördlich von Mars; um 19h Abstand 3,0°
• 28.3., 16h: Merkur 1,5° nördlich von Jupiter – eine selten zu beobachtende Konjunktion!
• 31.3., 07h: Venus 1,3° nördlich von Uranus; am Vortag 20h Abstand 1,2°
Weiteres
(Kleinplaneten, evt. Kometen, Astro-News etc…) folgt später.

Denn jetzt ist noch einiges für die Kinderführung im Sterngarten am Samstag vorzubereiten …


Mit besten Grüßen und dem Wunsch für schöne Sternabende,
Dr. Gottfried Gerstbach
Vorsitzender des ÖAV
Laadoc
 
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