Objekte, von gehobener Interesse, ohne an den "ewigen Klassikern" hängen zu bleiben. Teil 1
Vorbemerkung:
Vortrag beim astronomischen Meeting am 13. Sept. 2012 von Wolfgang Wiesinger
Zum genussvollen Beobachten ist die Kenntnis der Zusammenhänge hilfreich, denn nur so kann erahnt werden, was immer wir auch sehen. Mit dem Wissen steigt auch das Interesse (wie bei einem Celebrity). Lichtpunkte sind nicht nur Lichtpunkte!
Nehmen Sie sich Zeit, die Objekte sind es wert intensiv studiert zu werden! Beobachten Sie nur einige wenige, ausgewählte Objekte an einem Abend, denn Nebel und OHs fordern Ihre Konzentration und verlangen Ausdauer! Das kostet Kraft und braucht Ihre Persönlichkeit!
Wichtig: gönnen Sie Ihren Augen auch Pausen! Das erhöht die Freude! Arbeiten Sie immer wieder bei Meade Teleskopen auch mit der Funktion „Spiralsearch/Spiralsuche“! Denn die nächtlichen Objekte sind mitunter groß und passen nicht in ein einziges Gesichtsfeld. Kleinstmögliche Vergrößerung bei größtmöglichem Gesichtsfeld wöhlen. Vergrößerung kann bei OHs eher hinderlich sein!
Gehen Sie einen Schritt weiter als so viele Sternenfreunde, die immer nur dieselben Objekte beobachten!
Daher hier auch bewusster Verzicht auf „ewige Paradeobjekte“, denn die sieht eh jeder immer wieder!
Abkürzungen: a: Jahr; K: tausend; kLJ: 1000 Lichtjahre; LJ: Lichtjahr; MStr: Milchstraße; OH offener (Stern)Haufen; PN: planetraischer Nebel
Camelopardalis, Giraffe
NGC 1502
OH. Sehenswert! Eines der schönsten Objekte des Herbsthimmels! Am Ende der Kembles Kaskade. Es ist eine scheinbare Linie von mehr als 20 farbigen Sternen von der fünften bis zur zehnten Größenklasse über eine Distanz von etwa fünf Erdmonddurchmessern, aufgereiht, wie Perlen auf der Kette. Ist ein Asterismus und kein klassischer OH.
Der OH erinnert an ein großes, unregelmäßiges „X“, sehenswert, da herrlich anzusehen mit verschieden hellen und daher „großen“ und farbigen Sternen. 5 mal 2 Sternenpaare formen den einen Schenkel des X, weitere Einzelsterne den anderen.
Bitte anschauen, denn besonders Kembles Kaskade ist sehenwert. Spiralsearch anwenden, besonders auch nach „rechts und links“das Fernrohr bewegen, denn dort finden sich die hellen Sternenketten!
Wichtig mit unterschiedlicher Vergrößerung und Gesichtsfeld beobachten. "Pflichtobjekt"!
NGC 2403
Spiralgalaxie, in etwa 10 Mio. LJ Entfernung. Sie kann bei sehr dunklem Himmel bereits im Fernglas als nebliges Fleckchen erkannt werden. In einem größeren Teleskop kann man bei guten Bedingungen, Andeutungen von Spiralarmen erkennen.
Lacerta, Eidechse
NGC 7243
OH; wahres Schmuckstück! erinnert an ein 6-Eck; wichtig: großes Gesichtsfeld wählen, da weit ausgebreitet. Bei hoher Vergrößerung verliert sich der Gesamteindruck. Teils wie das Dach einer Pagode, ein Omega, oder ein breitkrempiger Hut, oder eine fliegende Untertasse. Empfehle 80 bis 100° Gesichtsfeld bei 60 bis 90 facher Vergrößerung. Eventuell Spiralsearch!
2,6kLJ entfernt, 100 Mio. Jahre jung; ein Sternenkindergarten. 16Lj im DM; 3 helle Sterne, sonst Sterne der 10.-12 Größenklasse; Im Feld der MStr-Sterne eine Pflichtübung!
Wird nicht alt werden, da Gezeitenkräften der MStr Sterne daran „ziehen“ und der Haufen die Sterne verlieren wird und sich daher auflösen wird.
NGC 7209
Gleich nach 7243 anschauen! OH, alt; 28LJ DM; weiter in seiner Entwicklung als 7243, also dessen „Partenbild“. Das werden die Gezeiten, d.h. die Schwerkräfte der nahen MStr -Sterne an NGC 7243 „anrichten“. Also ein Blick in die Zukunft von NGC 7243.
Kl. Vergrößerung wählen, um Haufeneindruck nicht zu verlieren. Auch hier kann man ein Omega erahnen (allerdings spiegelbildlich). Blass und diffus. Der Reiz besteht darin, mit verschiedenen Vergrößerungen zu experimentieren. 3 veränderliche Sterne die im Rhythmus von 6h pulsieren vom Spektraltyp A und F
Im Vergleich dieser beiden Sternhaufen kann viel über die Entwicklung von Objekten dieser Art lernen.
Cepheus
NGC 7023
Irisnebel; OH mit Reflexionsnebel. Im Teleskop gut erkennbar, Refl.-Nebel primär einmal ohne Filter betrachten! Danach OIII oder UHC Filter empfehlenswert, nicht aber unbedingte Bedingung. Auch ohne Filter ist das helle Nebelzentrum direkt erkennbar, bei indirekter Betrachtung wird seine eher quadratische, aber dennoch unregelmäßige Form deutlich. Nach Westen mit einem dunklen, fächerförmigen Gebiet auslaufend.
Die meisten Beobachter werden wissen, dass die Sterne bei dunstiger Luft deutliche Höfe zeigen. Da bei der Beobachtung kleinflächiger Reflexionsnebel die Gefahr einer Verwechslung mit solchen tückischen Sternhalos besteht, ist für eine erfolgreiche Beobachtung dieser Objekte nichts wichtiger als eine klare und sehr ruhige Luft und ein wirklich sauberes Okular. Fettige Wimpernspuren verschmieren die Frontlinse. Also: weiches MICROFASERTUCH immer dabei haben! Die Qualität der atmosphärischen Bedingungen sollte vor jeder Beobachtung anhand nebelfreier Sterne vergleichbarer Helligkeit überprüft werden. Eine exakt justierte Fernrohroptik mit sauberen Okularen hilft, "hausgemachte" Sternhalos zu vermeiden. Bei NGC 7023 gelten solche strengen Voraussetzungen nicht so sehr, da dieser Reflexionsnebel zu den hellsten überhaupt zählt. So kann das Objekt bereits in einem Sechszöller einwandfrei beobachtet werden, wenngleich es im kleinen Fernrohr strukturlos bleibt.
Wie bei allen Reflexionsnebeln ist auch in NGC 7023 ein heller Stern Ursache des Leuchtens. Mit einer großen Öffnung beobachtet, erscheint das Objekt als ein stark strukturierter, zweigeteilter Nebel um diesen 6.8 mag hellen Stern herum. Man erkennt zwei größere Fetzen, die durch eine dunkle Unterbrechung geteilt sind . Der Stern selbst ist von der nördlichen Nebelhälfte umgeben. Die schwächsten Nebelausläufer - auf langbelichteten Aufnahmen noch zu erkennen - können visuell kaum beobachtet werden.
Cygnus, Schwan
NGC 6910
OH, wie ein Spielzeugpferd mit 2 hellen Sternen als Laufrädern. Lieb, aber nicht wirklich groß. Kann daher vergrößert werden.
NGC 6819
Foxhead Cluster OH, 7kLj entfernt, ein kleiner, aber „lustiger“ Sternenhaufen, der wenn länger betrachtet, wegen seines Zentrums an den Kopf eines Fuchses erinnert.
Im Okular gewinnt man den Eindruck 2 getrennte Sterneansammlungen zu beobachten, Den näheren, eigentlichen Fuchskopf und einen zweiten, weiter entfernten Haufen. Das System ist ca. halb so alt wie unser Sonnensystem.
NGC 6826
PN,“ blinking Nebula“; PNs sind in der Regel klein! Beim Betrachten mit kleineren Öffnungen sieht man im direkten Sehen den hellen Zentalstern. Beim indirekten Sehen die abgesprengten Hüllen. Bei zunehmender Teleskopöffnung verliert sich der Effekt und sanfte Details kommen rüber. Kann beliebig vergrößert werden; Seeing….
NGC 7000
Nord Amerika Nebel. Sehr groß, verträgt keinerlei Vergrößerung, jedoch Öffnung. Meine persönlich beste Sicht mit Pentax 75, wo mit UHC „The Wall“, eine betont helle Molekülzone im 30mm Okular, im Bereich des „Golfs von Mexiko“ sichtbar wird.
Empfehle Fernglas mit UHC Filter. Spiralsearch!!
NGC 6888
Crescent Nebula. UHC, OIII
Durchaus ein Objekt für das Auge. Seine besten Ergebnisse liefert der Nebel aber auf Fotos. Emissionsnebel der 4.7 kLJ von der Erde entfernt ist. Er wird auch Sichelnebel oder Mondsichelnebel genannt. Wird von einem sogenannten Wolf-Rayet-Stern (sind die freigelegten Kerne ehemals massereicher Sterne) mit der Bezeichnung WR 136 beleuchtet. Vermutlich wurde ebenfalls das Gas des Nebels von ebendiesem Stern abgestoßen.