Blue Flower

Andreas Pfoser unser WAA-Meteorologe kündigte uns schon am 6.2. für den folgenden Tag eine Nacht mit ganz außergewöhnlicher Transparenz an. Als ich am Montag zu Mittag am Rückflug von  Innsbruck nach Wien den tiefblauem Himmel und eine herrliche Fernsicht über die Alpen genießen konnte, war mir schon klar, daß mir ein hervorragender Beobachtungsabend bevorsteht. Am Nachmittag fahre ich dann nach Edlach und kann dort nur feststellen, daß Andreas´ Wetterprognose perfekt paßt. Tagsüber knapp 20% Luftfeuchtigkeit bei einem Temperaturrekord in Reichenau von 20,6 Grad (der höchste je am 7.2. gemessene Wert, seitdem es Wetteraufzeichnungen gibt). Mit dem abendlichen Absinken der Temperatur um 15 Grad steigt die relative Luftfeuchtigkeit zwar auf 45%, aber das ist nur rund die Hälfte des sonst üblichen.

Nach Ende der Dämmerung machte ich mich auf den Weg, ein Stück die Straße hinauf auf den Kreuzberg, wo es einige Plätze gibt, die einen guten Blick auf das darunter liegende Edlach und die Rax bieten. Inspiriert von den hervorragenden Aufnahmen auf der TWAN-Homepage (The World At Night www.twanight.org) möchte ich in ähnlichem Stil fotografieren.

Ein absolut negatives Erlebnis will ich aber nicht vorenthalten und meinem heutigen Bericht voranstellen, in Anlehnung an den Buchtitel von Thomas Posch: „Das Ende der Nacht“ genannt. Die Spaß- und Freizeitgesellschaft muß natürlich auch nächtens schifahren und daher wird die Schipiste am Hirschenkogel jeden Tag bis gegen 22 Uhr mit Flutlicht beleuchtet. Einen besseren großflächigen Reflektor gegen den Himmel als Schnee gibt es nicht und so steht täglich über dem Kreuzberg ein beachtlicher Lichtmugel.

 

Der Preis für Ski bei Nacht

 

 

Bei bedecktem Himmel leuchten die Wolken, daß es eine wahre „Freude“ ist. Auf der Aufnahme sieht man die Aufhellung bis zu Orions Gürtelsternen, also ungefähr bis in eine Höhe von 40 Grad und das bei einer nicht mehr zu überbietenden Transparenz des Himmels. Jedesmal ärgere ich mich grün und blau, daß Orion gerade in der Kulmination in der Lichtglocke steht. Interessant wäre es einmal eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung anzustellen. Ich habe da so meine Zweifel, ob sich Nachtschifahren wirklich rentiert. Und schließlich müssen wir ja auch nicht alles machen, was technisch geht. Aber nachdem es bereits viele Menschen gibt, die noch nie einen Sternenhimmel gesehen haben, dürfte es auch viele geben, denen er gar nicht mehr abgeht, Also ein Appell an uns alle: nicht aufgeben und wo es geht darauf aufmerksam machen, daß ein dunkler Nachthimmel ebenso Naturschutz ist, wie das Erhalten von sauberer Luft und sauberem Wasser.

Die von Andreas für heute angekündigte Transparenz ist wirklich nicht mehr zu überbieten, Der einzige Unterschied zu Namibia besteht darin, daß es dort in fast jeder sternenklaren Nacht diese Transparenz gibt.

Diese Nacht ist auch gut geeignet meine neue Nikon D700 (Vollformat mit 12 MP) auf ihre astrofotografische Tauglichkeit hin zu prüfen. Vorweg gesagt: eine weise Entscheidung von Nikon dem Pixelwahn zu entsagen und sich trotz Vollformat mit 12 MP zu begnügen, woraus recht große Pixel mit 8,45μm resultieren. Das ergibt hohe Empfindlichkeit, extrem niedriges Rauschen und hohe Bildqualität.

Statt vieler Worte darf ich auf die nachfolgenden Bilder verweisen.

 

 

Edlach an der Rax, mein Wochenend- und Freizeitdomizil

 

 

Der bläuliche Lichtschein ist übrigens eine kleine Flutlichtpiste in der Prein, die höchstens von einer Hand voll Einheimischer genutzt wird

 

 

M45 Die Pleiaden

 

 

Die Rax beleuchtet vom zunehmenden Mond

 

 

Mond, Jupiter und die Pleiaden

 

Während ich auf das Abschalten der Pistenbeleuchtung warte, mache ich meine Dachsternwarte startklar. Auf der Außenmontierung ist der Pentax als Leitrohr mit der STV montiert und daneben die Canon. In der Kuppel wartet das C11 auf seinen Einsatz. Dann nach 22 Uhr fotografiert die Canon das Sternbild des Orion, während ich am C11 eine Premiere angehe. Thomas Maca hat mir zu Weihnachten den Deep Sky Beobachteratlas von Gerhard Stropek geschenkt, den ich nun am Beispiel Orion anwende. Dieser Atlas wird sich sicherlich in kurzer Zeit als das Werk für den visuellen Beobachter jeder Erfahrungsstufe etablieren.

(SuW Rezension http://beobachteratlas.webs.com/Media/SuW_2010_12_S74.pdf).

Natürlich beginne ich bei M42 und verweile dort gleich eine gute halbe Stunde, denn was der heutige Himmel an Details hergibt ist gewaltig. Feine Ausläufer des Nebels sprengen das Gesichtsfeld, trotz niedrigster Vergrößerung mit dem 35mm Panoptic. Ein kleiner Wermuthstropfen ist nur das mäßige Seeing. Auch hier hatte Andreas, und diesmal versehen mit einem „leider“, recht.

Nach Mitternacht baue ich ab und bin mir recht sicher, daß ich die nächste Nacht mit dieser Qualität wohl erst wieder im Mai in Namibia erleben werde.

 

Thomas Schröfl